Katrin Hartmann ist Autorin und Journalistin. Sie lebt und arbeitet in München. Mit ihrem Bestseller „Die grüne Lüge“ geht sie den Versprechungen der Industrie auf den Grund und verleiht gleichzeitig dem lokalen Widerstand eine kraftvolle Stimme. Ihr Film und das dazugehörige Buch „Die Grüne Lüge“ sind 2018 erschienen. Zwischen diesem Jahr, und heute liegen mehr als zwei Pandemie-Jahre, die uns alle nachhaltig geprägt haben.
Ist das Thema Greenwashing heute so aktuell wie vor der Pandemie?
Vielleicht sogar aktueller denn je, besonders bei den großen Verschmutzern. Selbst bei den größten CO₂-Emittenten findet sich auf der Homepage das Versprechen, bis 2050 „Klimaneutral“ zu sein. Das meiste davon beruht auf Kompensation, nicht Reduktion. Und vieles davon ist zweifelhaft. So versucht die Öl- und Luftfahrtindustrie etwa, sich über Aufforstungsprogramme reinzuwaschen. Alarmierender finde ich jedoch, dass Greenwashing mittlerweile auch fester Bestandteil der Klimapolitik ist: Gerade wurden ja die hochgefährliche Atomkraft sowie klimaschädliches Gas von der EU als klimafreundlich eingestuft. Alles soll bleiben, wie es ist, nur einen grünen Anstrich bekommen.
Welches ist die dreisteste grüne Lüge, die Ihnen bei der Recherche untergekommen ist?
Angeblich klimaneutral fliegende Airlines wie etwa Easy Jet, die ihren Ausstoß mit Waldprojekten „kompensieren“. Der britische Guardian und die Greenpeace-Recherche-Organisation Unearthed haben kürzlich herausgefunden, dass diese Unternehmen nur schätzen, wie viel Abholzung ohne ihre Waldprojekte stattgefunden hätte. Daraus berechnen sie „verhinderte CO₂-Emissionen“. Bäume pflanzen, das klingt immer gut. Allerdings scheitern neun von zehn Aufforstungsprojekten. Das zeigt, wie perfide solche grünen Lügen sind.
Welche Möglichkeiten gibt es für die Konsument*innen, Greenwashing zu erkennen?
Je schmutziger ein Produkt und seine Rohstoffe sind, desto größer der Aufwand für Greenwashing und desto toller die grünen Geschichten. Aber natürlich können Konsument*innen nicht in der ganzen Welt herumfahren, um vor Ort zu schauen, ob das auch stimmt. Insofern ist es meistens schwer zu erkennen, was Greenwashing ist und was nicht. Unternehmen kalkulieren aber auch damit, dass Konsument*innen solche grünen Lügen gerne glauben möchten. Deswegen funktionieren sie ja auch so gut. Aber ich finde es falsch, dass die Verantwortung auf die Konsument*innen abgewälzt wird.
Was ist die Lösung? Gibt es einen ethischen Konsum, der alles richten kann?
Die meisten Dinge, die in den Warenhäusern stehen, sind auf irgendeine Weise mit Menschenrechtsverletzung oder Naturzerstörung verbunden. Natürlich gibt es auch einzelne Dinge, bei denen das nicht so ist. Aber wir können uns da nicht komplett rauskaufen. Die Konzerne machen Milliarden, wenn sie auf Umweltschutz, Arbeitsbedingungen und Menschenrecht möglichst wenig Rücksicht nehmen müssen. Deswegen war ja der Widerstand aus der Industrie gegen das Lieferkettengesetz so groß. Aber das ist doch die wichtigste Frage: Warum ist das überhaupt legal, so zu produzieren?
Buchverlosung: „Die Grüne Lüge“
Kathrin Hartmanns neuestes Buch heißt „Mein grüner Hund“ und ist ein Plädoyer für ein faires Leben mit unseren Vierbeinern. Zuvor wurde sie mit dem Bestseller zum gleichnamigen Film „Die grüne Lüge“ bekannt. Wir verlosen ein Exemplar von „Die grüne Lüge. Weltrettung als profitables Geschäftsmodell“. Ihr möchtet gewinnen? Dann schreibt uns einfach bis zum 30.9. eine E-Mail an Info@el-puente.de mit dem Betreff „Verlosung: Die Grüne Lüge“.
