Mit Zucker und Milch, ganz schwarz, aus der Stempelkanne, im To-Go-Becher, als Latte Macchiato Karamell oder lieber mit Eis? Hach, Kaffee in all seinen Varianten ist und bleibt der Liebling der Deutschen. Doch: Welchen Weg hat die aromatische Bohne hinter sich, bevor sie aufgebrüht in der Tasse landet? Welche Unterschiede gibt es zwischen bio-fairem und konventionellem Kaffee? Geht Kaffeegenuss auch mit gutem Gewissen?
Gestiegener Kaffeekonsum in der Pandemie
Die Wahrscheinlichkeit, dass beim Lesen dieses Blogbeitrages eine Kaffeetasse auf dem Tisch steht, ist ziemlich groß. Denn: Kaffee ist und bleibt der Deutschen Liebling. Knapp 88 % der Bundesbürger*innen trinken täglich Kaffee. Und nicht nur eine Tasse am Tag, sondern durchschnittlich mehr als drei. Während des Corona-Lockdowns stieg dieser Konsum noch weiter an. Besonders in Haushalten mit Kindern, in denen die Eltern im Homeoffice arbeiteten. Wen wundert ́s. Diese Zahlen stammen aus einer repräsentativen Umfrage unter mehr als 5.000 Kaffeetrinker*innen in Deutschland, die Tchibo zusammen mit brand eins und Statista für den Tchibo Kaffeereport 2020 durchgeführt hat. Nun drängt sich aber die Frage auf, was für ein Kaffee landet bei den Deutschen in der Tasse? Das Forum Fairer Handel hat erhoben, dass nur 6,4 von 100 Tassen Kaffee aus Fairem Handel kommen. Da ist also noch gut Luft nach oben!
Mehr als nur ein reiner Wachmacher
Umfragen zeigen, dass Kaffee mehr als nur ein reiner Wachmacher ist. Für viele Menschen ist er gar ein Seelentröster. Dies ergaben Umfragen des Kaffeeunternehmens Tchibo. Danach greift über die Hälfte der Deutschen täglich zum Kaffee, wenn es ihnen schlecht geht. Nur 11,6 % zu Süßigkeiten und 3,1 % zu Alkohol. Und auch in Gesellschaft wird Kaffee gern genossen. Besonders Frauen gaben an, Kaffee gerne bei Freund*innen oder Verwandten zu trinken. Und auch in Corona-Zeiten war Kaffeetrinken durchaus ein gesellschaftliches Event: Knapp 37 % der Befragten haben sich schon einmal für ein virtuelles Kaffee-Date verabredet. Soweit zu den Deutschen und ihren Kaffeevorlieben. Aber nun zum Ursprung: Denn, wenn viel Kaffee getrunken wird, ist es umso wichtiger zu schauen, woher dieser Kaffee eigentlich kommt. Wo und unter welchen Bedingungen wird er angebaut? Wie steht es um die Arbeitsbedingungen, die Bezahlung? Und wie um den Umwelt- und Klimaschutz beim Anbau und in der Weiterverarbeitung?
Bio-Fair vs. Konventionell: Die Arbeitsbedingungen
Um direkt mit der Tür ins Haus zu fallen: Die Arbeitsbedingungen im konventionellen Kaffeeanbau sind hinlänglich schlecht. Eine schwere gesundheitliche Belastung durch Pestizide, lange Arbeitstage und trotzdem eine schlechte Bezahlung. Viele der Arbeiter*innen wohnen auf den Plantagen. Die Versorgung mit Trinkwasser und ausgewogenem Essen ist hier oft sehr schlecht, ebenso wie die medizinische Versorgung. Auch für die Umwelt tut konventionell kultivierter Kaffee nichts Gutes. Regenwälder werden hier zugunsten von Monokulturen abgeholzt. Die Kaffeepflanze, die eigentlich ein Schattengewächs ist, muss durch diese unnatürliche Art der Kultivierung ständig mit Pestiziden und künstlichen Düngern behandelt werden, um überhaupt ertragreich zu sein.
Der Faire Handel hingegen macht hier vieles anders. Hier arbeiten Kleinbäuer*innen, die sich zu Kooperativen zusammengeschlossen haben. Durch diese Gemeinschaft profitieren die Menschen. Natürlich ist auch die Bezahlung deutlich besser. Die Preisbildung beim Kaffee ist recht komplex. Die grünen Bohnen werden auf dem Weltmarkt gehandelt. Entsprechend schwanken die Preise oft sehr stark. Im Fairen Handel aber gibt es einen Mindestpreis. Egal also wie tief der Weltmarktpreis fällt, fairer Kaffee wird immer zu einem vorher festgelegten Mindestpreis gehandelt. Fairtrade-zertifizierter Kaffee zum Beispiel zu 1,40 USD pro Libra Kaffee. El Puente zahlt sogar 1,60 USD als Mindestpreis. Wenn der Weltmarktpreis an der Börse über den El Puente-Mindestpreis steigt, zahlen wir immer den höheren Preis. Hinzu kommen immer auch Preisaufschläge für Bio-Anbau, besondere Qualität und für soziale Projekte. Über dieses Premium entscheiden die Kooperativenmitglieder gemeinsam, wie es eingesetzt werden soll. Es können zum Beispiel Schulen oder medizinische Angebote damit finanziert werden.
Bio-Fair vs. Konventionell: Der Anbau
Wie genau aber wird industriell hergestellter Kaffee angebaut? Meist wächst dieser in großen Monokulturen. Besonders in Brasilien und Vietnam, den größten kaffeeproduzierenden Ländern, finden sich viele der großen, hochindustriellen Plantagen. Hier stören schattenspendende Pflanzen wie Bananen oder Kokospalmen, denn sie stehen den großen Maschinen im Weg. Die Monokulturen bestärken Probleme wie Wasserknappheit und Artensterben. Die Ernte erfolgt nach der sogenannten Stripping-Methode. Dabei werden alle Kaffeekirschen eines Astes entweder mit einem Werkzeug von Hand oder gar mit Maschinen abgekämmt. Auf diese Weise werden auch unreife oder überreife Kaffeekirschen mit abgeerntet. Ähnlich wie beim Wein beeinflusst aber jede Kaffeekirsche, die nicht den perfekten Reifegrad bei der Ernte hat, die Qualität des Kaffees.
Dem entgegen steht die Kultivierung der Kaffeepflanzen nach ökologischen Standards. Im Fairen Handel stammen die meisten Kaffees aus Mischkulturen. Sie wachsen an Berghängen gemeinsam mit schattenspendenden Bananenstauden oder Kokospalmen. In diesem möglichst natürlichen Kaffeeanbau wachsen die Pflanzen zwar langsamer, sind aber deutlich widerstandsfähiger. Darum ist auch eine dauerhafte Behandlung mit hochgiftigen Pestiziden weder erlaubt noch nötig. Auch der Dünger wird in der Regel selbst hergestellt. Zumeist benutzen die Kleinbäuer*innen hierzu die Pulpe, also das Fruchtfleisch der Kaffeekirsche. Das Gelände ist oft so unwegsam, dass an den Einsatz großer Maschinen bei der Pflege und Ernte der Felder nicht zu denken ist. Kleinbäuer*innen mit ihren Maultieren arbeiten hier von Hand. Die Ernte erfolgt mit der Picking-Methode. Die Kaffeebäuer*innen pflücken in reiner Handarbeit nur die Kirschen mit dem perfekten Reifegrad. Diese Art der Ernte ist für die Qualität des Kaffees und auch für Umwelt und Klima besonders zuträglich. Natürlich erfordert sie auch deutlich mehr Arbeit, die Qualität jedoch schmeckt man. Was die weitere Verarbeitung im Land angeht, unterscheidet sich konventionell angebauter vom Bio-Fairen Kaffee nicht mehr so stark. Doch wenn die Röstung ins Spiel kommt, gibt es wieder erhebliche Unterschiede.
Bio-Fair vs. Konventionell: Die Röstung
Bei der industriellen Röstung geht es um Zeit und Effizienz. Darum wird der konventionelle Kaffee meistens schockgeröstet. Man könnte fast sagen verbrannt. Denn die Bohnen werden für wenige Minuten extrem hohen Temperaturen bis zu 500° C ausgesetzt. Diese hochindustrielle Art der Röstung sieht man den Bohnen mit dem bloßen Auge schon an. Sie sind sehr dunkel und oft unregelmäßig geröstet. Und auch der Geschmack leidet unter der kurzen, extremen Hitze. Sie lässt vor allem die Bitterstoffe in den Bohnen hervortreten.
Die bio-fairen Kaffeebohnen kommen hingegen schon in einer besonders hohen Qualität als Rohkaffee nach Deutschland. Die Röstmeister*innen der Kaffeerösterei Niehoff, mit denen El Puente bereits seit vielen Jahren zusammenarbeitet, veredeln sie mit viel Fachwissen und Erfahrung. Für die grünen Bohnen geht es nach einer ersten Reinigung über die Vorwärmung weiter in den Röster. Dies ist kein klassischer Trommelröster, er wird stattdessen mit heißer Luft betrieben. Die Bohnen wirbeln herum als befänden sie sich im Schleudergang in der Waschmaschine. Es ist deutlich zu erkennen, wie sie sich von grün zu karamellfarben in das satte Braun einer gerösteten Bohne verwandeln. Dieser Prozess hat mehrere Vorteile. Durch die heiße Luft wird die Wärme sehr gleichmäßig verteilt. Dies zeigt sich in der hohen Qualität der gerösteten Bohne. Im Schnitt dauert der Röstprozess inklusive Vorwärmung 16 bis 18 Minuten. Das ganze bei Temperaturen von höchstens 230° C. Damit handelt es sich um eine schonende Langzeitröstung. Doch jeder Kaffee hat sein eigenes Rezept was die Länge und Hitze beim Röstprozess angeht. Und dieses Wissen beruht auf jahrelanger Erfahrung des engagierten Familienbetriebes.
Das Fazit
Bio-fairer Kaffee ist also aus verschiedenen Gründen die bessere Wahl. Besser für Mensch, Klima und Umwelt und meistens auch besser für den Gaumen. Doch natürlich verbraucht auch der bio-faire Kaffee Ressourcen, vor allem beim Transport oder auch beim Wasserverbrauch. Darum ist die beste Variante, den Kaffeekonsum bewusst zu gestalten und dann auf den bio-fairen Kaffee zurückzugreifen. Für einen grünen Genuss mit bestem Gewissen!
6 Gründe, warum fairer Kaffee die bessere Wahl ist:
✔ Bessere Preise für die Kleinbäuer*innen
✔ Preisaufschläge für soziale Projekte
✔ Förderung von Bio-Anbau
✔ Klimaschonend und umweltfreundlich
✔ Qualitativ sehr hochwertiger Kaffee
✔ Jeder Kauf ist ein Stimmzettel!