Das Verpackungsproblem hat weltweit enorme Ausmaße angenommen. Allein in Deutschland fallen laut Brancheneinschätzungen sechs Millionen Tonnen Kunststoffabfälle jährlich an. Doch, wohin mit all dem Müll? Umweltverbände äußern die Sorge, dass im Jahr 2050 mehr Plastik im Meer schwimmt als Fische. Eine düstere Prognose. Aber: Jede*r kann etwas dagegen tun.
Ein Meer voller Plastik
Eines von vielen Problemen bei Kunststoffabfällen: Enorme Mengen des Plastikmülls landen dort, wo sie in keinem Fall hingehören – im Meer. Genauer gesagt 10 Millionen Tonnen jährlich. Um diese enorme Zahl anschaulich zu machen, hat die Umweltingenieurin Jenna Jambeck von der Universität in Georgia einen Vergleich angestellt. Die Menge
lässt sich auf fünf Einkaufstüten Müll pro 30 Zentimeter entlang aller weltweiten Küstenlinien umrechnen. Jede*r von uns hat schon einmal Bilder von riesigen Müllstrudeln auf dem Meer gesehen. Insgesamt fünf dieser enormen Abfallteppiche treiben in den Ozeanen. Der Größte davon erreicht bereits die Größe von Mitteleuropa. Er treibt im Nordpazifik. Wie aber gelangt all der Müll, der Jahrzehnte oder Jahrhunderte braucht, um sich zu zersetzen, ins Meer? Abwässer und Flüsse leiten einen großen Teil direkt ins Meer. Auch durch den Wind kommt Müll in die Ozeane. Der kleinere Teil kommt durch Aktivitäten auf den Gewässern selbst. Wie beispielsweise die Fischernetze, die als gefährliche Geisternetze durch die Ozeane treiben. All der Müll ist eine enorme Gefahr für die Meeresbewohner. Vögel verwechseln das Plastik mit Futter und sterben nicht selten daran. Delfine oder Robben verheddern sich in den Netzen, verletzen sich oder ertrinken.
Die gute Nachricht: es gibt viele Forscher*innen, die sich dem Thema annehmen und so die Belastung der Meere zumindest reduzieren wollen. Der Niederländer Boyan Slat zum Beispiel hat den Ocean Cleanup entwickelt. Dieses System sammelt autonom den an der Oberfläche treibenden Müll ein. Darüber hinaus forschen Wissenschaflter*innen an den Eigenschaften von Bakterien, die Plastikmüll zersetzen. Doch die beste Variante ist sicher, erst gar nicht so viel Müll in die Meere gelangen zu lassen. Denn am Ende findet sich auch die achtlos weggeworfene Plastikverpackung in Form von Mikroplastik auf unserem Fischteller wieder.
Müll auf Weltreise
Die großen Industrienationen lagern nicht nur (schmutzige) Herstellungsprozesse in andere Länder aus. Mittlerweile werden auch große Mengen an Müll exportiert. Bekannt sind bereits die Elektroschrott-Deponien in Teilen Afrikas. Aber auch Plastikmüll wird in großem Maß in andere Länder exportiert. So zum Beispiel nach Malaysia. Dies ist möglich, wenn die Deponien durch Zertifikate bestätigen, dass der Müll hier recycelt wird. So kann dieser exportierte Müll in die Recycling-Bilanz mit einfließen. Das Problem ist allerdings, dass die Kontrollen und Zertifikate aus dem Ausland zuweilen nicht so aussagekräftig sind. Es kommt immer wieder vor, dass der Müll doch nicht recycelt, sondern auf Deponien gelagert oder nicht fachgerecht verbrannt wird. Was zu einer enormen Belastung von Mensch und Umwelt direkt vor Ort wird.
Aber auch hier ist etwas in Bewegung. Zuletzt sind die deutschen Müllexporte deutlich gesunken. Zudem spielt das weit entfernte Ausland eine immer weniger wichtige Rolle. So ist Malaysia zuletzt von Platz 1 der deutschen Exportziele auf Platz vier gerutscht. Immer mehr Müll bleibt in der EU. So zählen neuerdings die Niederlande als wichtiges Abnahmeland. Und genau das soll das langfristige Ziel sein. Bundesumweltministerin Steffi Lemke von den Grünen will den Export von Plastikmüll weitgehend unterbinden.
Was tun? Verpackungsvermeidung bei unseren Partnern
Dass wir unseren Planeten in eine riesige Müllkippe verwandeln, ist keine überraschende Neuigkeit. Aber es gibt auch eine zunehmend größere Bewegung, die bewusst verpackungsfrei einkauft. In Unverpacktläden aber auch in immer mehr Weltläden ist das möglich. Die Kund*innen bringen ihre eigenen Behältnisse mit und füllen dort direkt ihre Einkäufe ein. Auch unsere Handelspartner bemühen sich um Verpackungsvermeidung. So zum Beispiel Wedgewood Nougat aus Südafrika. Von ihnen bekommen wir die leckeren Kekse und Mandelnougat- Stückchen. Wunderbare Confiserie, zu 100% im Herkunftsland produziert – jedoch verpackt in Plastik. Denn natürlich müssen die Leckereien wohlbehalten in Deutschland ankommen. Eine Alternative zum herkömmlichen Plastik gibt es bisher nicht. „Als wir realisierten, wie viel Plastik wir jedes Jahr produzierten, waren wir schockiert. Uns war klar, dass wir sofort etwas verändern müssen“, berichtet Wedgewood Nougat. Da die Vermeidung derzeit leider nicht möglich ist, wird das Fairhandels-Unternehmen durch die Unterstützung eines besonderen Projektes „plastikneutral“. Für jedes in Verkehr gebrachte Kilo Plastik zahlt Wedgewood Nougat einen Preis an ein Projekt, bei dem Plastikabfall am Strand eingesammelt wird. Dieser Abfall wird dann zu Baumaterial weiterverarbeitet. Genauer gesagt zu besonderen Steinen, die sich durch ihre Robustheit auszeichnen.
Aber Wedgewood ist mit seinem Engagement nicht allein. Immer mehr Handelspartner suchen bewusst nach nachhaltigen Lösungen. Auch unser Handelspartner Sekem setzt sich besonders mit Verpackungen auseinander. So wickelt der ägyptische Fairhändler die bio-faire Babykleidung in biologisch abbaubare Folie, um sie wohlbehalten zu den Kund*innen nach Deutschland zu bringen.

Less Waste im Fairen Handel: Der Weg ist das Ziel
Der Faire Handel hat ganzheitliche Ansätze. Auch wenn natürlich immer die fairen Handelsbeziehungen im Mittelpunkt stehen, so setzen sich alle Fairhandels-Akteure auch für Umwelt – und Klimaschutz ein. Und so ist selbstverständlich auch die Vermeidung von unnötigem Plastikmüll ein Thema. Wir von El Puente sind bemüht, Plastik zu vermeiden und Verpackungen zu reduzieren. So versenden wir zum Beispiel seit einigen Jahren komplett plastikfrei. Unsere Kartonagen bestehen aus Altpapier und Graspapier und sind klimaneutral. Wir verwenden Kartonagen so lange wie möglich mehrfach. Sind die Kartonagen zu sehr beschädigt, schreddern wir sie und nutzen sie als Füllmaterial für die Pakete. Außerdem nutzen wir biologisch abbaubare Folie auf Kartoffelstärkebasis für die Polsterung unserer Pakete. Natürlich ist diese Folie noch nicht der Weisheit letzter Schluss, denn bekanntermaßen werden diese zumeist in den Müllanlagen aussortiert und verbrannt. Dennoch ist ihre Umweltbilanz besser als die von konventionellem Plastik. Besonders dann, wenn sie in die Natur gelangen sollte, wo sie sich rückstandslos zersetzt.
Tägliche Herausforderungen
Viele unserer Lebensmittel bieten wir mittlerweile in Pfandeimern oder Pfandgläsern an. Wir sind ständig auf der Suche nach nachhaltigen Alternativen. Jedoch ist dies längst nicht immer so einfach, wie wir uns das wünschen würden. Besonders die Kolleg*innen aus unserer Einkaufsabteilung kommen immer wieder bei ihren Bemühungen an ihre Grenzen. Denn bei jeder einzelnen Verpackung steht natürlich die Frage im Raum, welches die nachhaltigste Alternative ist. Und längst nicht immer kann die „Wunschverpackung“ tatsächlich auch in der Realität umgesetzt werden.
Dies war der Fall bei einer geplanten Produktentwicklung mit unserem Handelspartner La Equitativa aus Kolumbien. Von hier bekommen wir die wunderbaren Schokoladenriegel. „Gern hätten wir diese auch als Tafeln angeboten“, berichtet Felix Gies, Einkäufer bei El Puente. Die Verpackungsstandards für dieses Produkt sind klar. Eine Folie aus nachwachsenden Rohstoffen sollte es sein, mit einer Umverpackung aus recyceltem Papier. „Diese Anforderungen erwiesen sich als enorm schwierig. Denn die Schokoladen werden vor Ort produziert und verpackt. Diese nachhaltigen Verpackungen waren in Kolumbien jedoch nicht zu bekommen, zumindest nicht zu angemessenen Preisen“, berichtet Felix weiter. Darum konnte dieses Projekt letztlich nicht umgesetzt werden. „Da blutet einem schon das Herz, denn das Produkt ist toll. Am Ende ist der Ansatz aber natürlich völlig richtig, denn es ist wichtig das Produkt immer ganzheitlich zu betrachten und auch die nachhaltige Verpackung ist ein wichtiger Faktor für unsere Kund*innen und uns.“
Auch Natalja Kippes aus dem Einkaufsteam weiß von den Schwierigkeiten nachhaltiger Verpackungen zu berichten. Ganz aktuell beschäftigt sie die Verpackung unseres Instant-Kaffees Kagera. „Wir haben die Verpackung umgestellt, um umweltschädliches Aluminium zu vermeiden. Daraufhin haben wir uns nach Herstellerempfehlung für einen Deckel aus Pappe entschieden“, berichtet die Einkäuferin von El Puente. Allerdings gab es vermehrt Kund*innenreklamationen, nach denen der Kaffee Feuchtigkeit aufnimmt und so in der Verpackung klumpt. „Nun müssen wir schweren Herzens die Verpackung wieder umstellen, um die Qualität des Produktes zu gewährleisten. Auch wenn dies zulasten der Umwelt passiert.“
Step by Step zur nachhaltigen Verpackung
Dennoch gibt es auch einige Erfolgserlebnisse zu berichten. So ist der Adventskalender aus Kolumbien in jeglicher Hinsicht ein Positivbeispiel. Dazu trägt auch die Verpackung bei, die aus recycelten Zuckerrohrabfällen besteht. Jedoch gab es auch hier anfänglich Bedenken. „Wenn man die Verpackung rein aus Qualitätsgesichtspunkten betrachtet, dann würden sowohl wir als auch unsere Partner am liebsten jede Praline einzeln in Plastik verschweißen. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass die handgemachte Confiserie auch ohne Einzelverpackungen nicht an Qualität einbüßt“, erklärt Felix die Hintergründe der Entscheidung. Ein weiterer Erfolg war die Produktentwicklung des Salzes aus Südafrika von unserem Partner Turqle Trading. „Wir haben den Impuls gegeben, der von unserem Partner schnell aufgenommen und wunderbar umgesetzt worden ist“, erklärt der Einkäufer. Das Ergebnis ist ein reines Meersalz, das in einer Recyclingpapier- Verpackung mit biologisch abbaubarer Folie verpackt ist.
So denken die Verantwortlichen im Fairen Handel die Nachhaltigkeit einer Verpackung immer mit. Die Umsetzbarkeit ist leider bei Weitem nicht immer gegeben. Aber es wird hart daran gearbeitet unseren Teil dazu beizutragen, den Planeten gesund zu halten.

Umsteigen auf unverpackt!
Unverpackt im Weltladen
Weniger ist mehr. Dies trifft vor allem auf Müll zu. Die Meere sind voller Plastik, kleinste Teilchen gelangen in die Nahrungskette und für die Herstellung werden eine Menge Ressourcen benötigt. Doch das geht auch anders. Less-Waste ist das Stichwort und alle profitieren davon. Darum haben sich fairfood Freiburg und El Puente zusammengetan, um mehr Menschen und damit weniger Verpackungsmüll zu erreichen.
Less Waste – die Vorteile
Unverpackt hat viele Vorteile. Lose Waren können in mitgebrachte Behälter abgefüllt werden und verursachen auf diese Weise keinen Verpackungsmüll. Außerdem können alle die Mengen abfüllen, die sie wirklich benötigen. Damit wird auch der Lebensmittelverschwendung vorgebeugt. Und auch die inneren Werte der Schütten können sich sehen lassen.: Hochwertige Lebensmittel aus Fairem Handel.
Auch Du kannst unverpackt!
Es ist ganz einfach: Es bedarf nur ein wenig Planung und schon landet der Unverpackt-Einkauf in Deiner Küche. Bringe einen Mehrwegbehälter mit und wiege ihn. Dann geht es zur Abfüllung. Nimm so viel, wie Du benötigst. Anschließend geht es wieder zur Waage, zur Kasse und mit den leckeren Zutaten nach Hause. Einchecken, Abfüllen, Wiegen, Zahlen – Freuen!
Aufgepasst!
Seid Ihr ein Weltladen und möchtet gerne unverpackte Produkte anbieten? Sprecht uns gerne an, wir unterstützen Euch bei Eurem Vorhaben: vertrieb@el-puente.de