Entspannt sitzt Thomas Busjan im Besprechungsraum und trinkt – wie sollte es anders sein – Kaffee. Detailliert erzählt er von der Firmenphilosophie der Kaffeerösterei Niehoff, deren Geschäftsführer er ist. Zwar ist Thomas Busjan kein Nachfahre der Gründerfamilie Niehoff. Doch das macht am Ende keinen Unterschied. Denn die Titulierung als Familienunternehmen ist vor allem das, was die Stimmung im Haus bezeichnet. Man kennt und duzt sich unter den rund 40 Mitarbeiter*innen.
„Ich weiß von der Geschichte und Situation unserer Mitarbeiter. Das ist mir wichtig und ermöglicht einen ganz anderen Umgang.“
Das familiäre spürt sofort jeder, der das Gebäude betritt und herzlich begrüßt wird. Auch für Teetrinker haben die Mitarbeiter*innen etwas übrig. Doch schon außerhalb des Firmengebäudes in Gronau an der holländischen Grenze ist man versucht, sich noch einmal zu überlegen, ob Kaffee nicht doch als Alternative zu Tee in Frage kommt. So betörend liegt der Duft des frisch gerösteten Kaffees in der Luft.
Bio-faire Kaffeerösterei
Bei Niehoff handelt es sich nicht um eine von vielen Kaffeeröstereien, wie es sie heutzutage bereits zu hunderten gibt. Das Familienunternehmen hat sich dem Kaffee aus Bio-Anbau und Fairem Handel verschrieben. Ein Teil der Arbeit von Niehoff besteht aus der sogenannten Lohnverarbeitung. So lassen verschiedene Fairhandelshäuser, wie auch El Puente, ihre Kaffees hier fachmännisch und schonend rösten. Ein anderer Teil ist der Absatz von sogenannten Private Label-Kaffees. Also Kaffees, die sowohl von Niehoff unter fairen Bedingungen eingekauft als auch produziert werden und dann unter dem Namen verschiedener Marken vertrieben werden. Insgesamt mehr als 4.000 Tonnen Kaffee laufen hier im Jahr durch die Röstmaschine. Bio-fairen Kaffee verarbeitet man hier schon seit Mitte der achtziger Jahre. Das Leben und die Arbeitsbedingungen sowohl der Produzent*innen als auch der Verarbeiter liegen den Geschäftsführern seit jeher am Herzen. Busjan zitiert an dieser Stelle gerne seinen Vorgänger mit dem Satz:
„Am Ende des Tages müssen beide Seiten noch lachen können.“
El Puente arbeitet bereits seit vielen Jahren mit der Kaffeerösterei zusammen. Die Partnerschaft passt gut zusammen. Die Firmenphilosophien sind sehr ähnlich und Niehoff veredelt die hochwertigen Rohkaffees aus Fairem Handel mit einer schonenden Langzeitröstung.
Die Rösterei ist auch in Sachen Nachhaltigkeit stark engagiert und arbeitet klimaneutral. Gar nicht einfach bei einem Verarbeitungsprozess der per se viel Energie benötigt. 2013 wurde ein neuer Kaffeeröster in Betrieb genommen, der energiesparend arbeitet, indem er die Wärme des Röstprozesses zum Vorwärmen des Rohkaffees benutzt. Auf diese Weise werden mehr als 10% Energie eingespart und der Kaffee steigt nochmals in seiner Qualität. Zudem kauft Niehoff CO2-Zertifikate als Ausgleich. „Wir gehen auch Energiesparmaßnahmen an, selbst wenn sie sich betriebswirtschaftlich erst einmal nicht rechnen“, erklärt Busjan.
Wie am Güterbahnhof
In der Rösthalle duftet es herrlich nach frisch geröstetem Kaffee. Der Lautstärkepegel ist jedoch der eines Güterbahnhofs. Riesige Maschinen machen hier ihre Arbeit. Jedoch immer gesteuert und überwacht von den Röstmeistern, die den gesamten Prozess kontrollieren. Die Dimensionen sind größer als gedacht. Auch wenn Niehoff nicht zu den Groß-industriellen Röstern gehört. So sind die Produktionsräume jedoch geprägt von riesigen Silos, die insgesamt 64 Tonnen Rohkaffee fassen. Aus diesen Silos wird der Kaffee per Druckluft transportiert, was sich durch lautes Scheppern in den Rohren bemerkbar macht. „Für die Bohnen ist das jedoch kein Problem“, erklärt Busjan. „Die sind in diesem Stadium als Rohkaffee noch völlig bruchunempfindlich.“
Bohnen im “Schleudergang”
Für die grünen Bohnen geht es nach einer ersten Reinigung über die Vorwärmung weiter in den Röster. Dies ist kein klassischer Trommelröster, er wird stattdessen mit heißer Luft betrieben. Die Bohnen wirbeln herum als befänden sie sich im Schleudergang in der Waschmaschine. Es ist deutlich zu erkennen, wie sie sich von grün zu karamellfarben in das satte Braun einer gerösteten Bohne verwandeln. Dieser Prozess hat mehrere Vorteile. Durch die heiße Luft wird die Wärme sehr gleichmäßig verteilt. Dies zeigt sich in der hohen Qualität der gerösteten Bohne.
Schonende Langzeitröstung
Im Schnitt dauert der Röstprozess inklusive Vorwärmung 16 bis 18 Minuten. Das ganze bei Temperaturen von höchstens 230°C. Damit handelt es sich um eine schonende Langzeitröstung. „Doch jeder Kaffee hat sein eigenes Rezept was die Länge und Hitze beim Röstprozess angeht“, erklärt Busjan. Und dieses Wissen beruht auf jahrelanger Erfahrung des engagierten Familienbetriebes.