Was haben der siebenfache Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, Rapper Jay-Z und Schauspielerin Natalie Portman gemeinsam? Neben weltweiter Berühmtheit eint sie auch ein gemeinsamer Ernährungsstil: Alle drei leben vegan. Und nicht nur sie. Insgesamt ernähren sich laut Proveg e.V. schätzungsweise 1 Milliarde Menschen weltweit vegetarisch oder vegan. In Deutschland essen laut der Veganz Ernährungsstudie ganze 2,6 Millionen Menschen rein pflanzlich.
Warum vegan leben?
Doch zunächst die Frage: Was bedeutet es genau, vegan zu leben? Menschen, die konsequent vegan leben, verzichten auf alle Produkte, die von Tieren stammen. Dazu zählen natürlich Fleisch, Milch und Käse genauso wie Eier, Honig, Wolle oder Lederwaren.

Die Motivationen, aus denen ein veganer Lebensstil entsteht, sind unterschiedlich. Viele Veganer*innen geben als Grund den Tier- sowie Klimaschutz an. Denn wer sich rein pflanzlich ernährt, spart nicht nur CO₂, sondern verringert auch den Wasserverbrauch. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind 70 % der Emissionen auf tierische Lebensmittel zurückzuführen. Und natürlich liegt auf der Hand, dass kein Tier für die eigene Ernährung leiden muss. Ein Grund ist auch die soziale Gerechtigkeit. Denn Tiere benötigen oft große Mengen an Futter. Würden diese Anbauflächen und Lebensmittel den Menschen zur Verfügung gestellt werden, dann könnte es helfen, den weltweiten Hunger zu bekämpfen. Manche Menschen entscheiden sich rein aus gesundheitlichen Gründen für eine vegane Ernährung. Aber ist der Verzicht auf tierische Lebensmittel wirklich besser für den Körper?

Leben Veganer*innen gesünder?

Nicht per se. Denn auch mit Kartoffelchips und veganen Gummibärchen könnte man sich rein pflanzlich ernähren. Bei den meisten Veganer*innen geht es jedoch auch um eine bewusste und vielfältige Ernährung. Kritiker*innen des veganen Lebensstils führen oft ins Feld, dass eine rein pflanzliche Ernährung längst nicht alle lebenswichtigen Nährstoffe enthält. Dies konnten Ernährungswissenschaftler*innen allerdings bereits widerlegen. Fest steht aber auch, dass Veganer*innen sich genauer mit den Inhaltsstoffen der Lebensmittel auseinandersetzen müssen, um einen Mangel zu vermeiden. In einer Welt, in der wir uns immer mehr von den Nahrungsmitteln und ihrer Herstellung entfremden, kann dies aber eine wichtige Chance sein, dem Essen mehr Raum und Wertschätzung zu geben. Und wer auf eine abwechslungsreiche, vegane Ernährung achtet, kann gesundheitlich profitieren. Denn Studien besagen, dass Veganer*innen ein geringeres Risiko für Übergewicht, Diabetes, bestimmte Krebserkrankungen sowie Herz-Kreislaufkrankheiten haben.

Vegan weltweit
Es gibt viele Länder und Kulturen auf der Welt und damit einhergehend verschiedenste Ernährungsformen. Doch meist spielen tierische Produkte eine Rolle. In Japan wird vergleichsweise wenig Fleisch gegessen. Auch in Italien ist Gemüse eine der wichtigsten Zutaten. Besonders wenig Fleisch aber wird in Indien verzehrt. Etwas mehr als 3 Kilogramm pro Kopf im Jahr. In Europa sind es im Vergleich dazu 64 Kilogramm. Es sind verschiedene Gründe, die den geringen Fleischkonsum in Indien erklären. Zum einen ist es der vorherrschende Hinduismus, in dessen Zentrum die Vorstellung von Karma und Gewaltfreiheit steht. Auf der anderen Seite können sich viele Inder*innen Fleisch schlicht kaum leisten.

Wie alles begann: Vegetarier* innen der Antike

„Alles was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen wieder zurück.“ Dieser Satz stammt von einem der berühmtesten Mathematikern. Geboren etwa 580 vor Christi lebte er bereits als Vegetarier. Es war Pythagoras von Samos. Mit dem Ende der Antike verschwand auch der Vegetarismus nahezu ganz. Selbstverständlich gab es Ausnahmen. So ist zum Beispiel vom Maler Leonardo Da Vinci (1462-1519) bekannt, dass er sich fleischlos ernährte. Im 19. Jahrhundert und vor allem nach dem 1. Weltkrieg wurde eine vegetarische Ernährung immer wichtiger. Dies lag nicht nur an den Nachkriegsumständen. Der berühmte Physiker Albert Einstein (1879-1955) entschied sich im fortgeschrittenen Alter für einen vegetarischen Lebensstil. Ihm wird folgendes Zitat zugewiesen, das heute wohl aktueller denn je ist. „Nichts wird die Chance auf ein Überleben auf der Erde so steigern wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung.“ Aus dem Vegetarismus entwickelte sich der Veganismus. Heute erleben die pflanzenbasierten Ernährungsformen einen ganz neuen Boom. Und meist geht es dabei nicht um die reine Ernährung, sondern um eine Lebenseinstellung.

Die Politik und der Vegetarismus
Durch den Klimawandel treten nun immer mehr Probleme zutage, die mit dem hohen Konsum an Fleisch und tierischen Lebensmitteln im Zusammenhang stehen. Und damit auch die grüne Politik, die sich mit dem Thema Vegetarismus und Veganismus auseinandersetzt. Im Bundestagswahlkampf 2013 forderten die Grünen den damals hoch umstrittenen Veggie Day in Deutschlands Kantinen. Bereits seit 2010 hat Bremen als erste deutsche Stadt den fleischfreien Donnerstag eingeführt. Mehrere deutsche Städte haben sich der Initiative angeschlossen. Auch in anderen Ländern hat der Veggie Day eine Bedeutung. So gibt es zum Beispiel in Israel und Singapur den sogenannten Meatless Monday. Ebenso führten die Norwegischen Streitkräfte einen Meatless Monday ein, der eigenen Angaben nach nicht dazu dient, Geld einzusparen, sondern einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten soll. Die Bemühungen um den Veggie Day zeigen, dass auch kleine Schritte schon bedeutsam sein können. Auch ein Tag in der Woche oder eine Mahlzeit am Tag können schon einen Unterschied machen.

